Vätternrundan 2009

Angespornt durch seine erfolgreiche Teilnahme am Jeantex 2008 schaffte unser  Vereinskamerad, der weltberühmte Segelmacher und singende Matrose Frank Schönfeldt, es im Herbst 2008, mich und weitere Segler, Freunde und Freundesfreunde zu einer neuen Herausforderung mitzuschnacken: den 300 km um den schwedischen Vätternsee. Hatten anfänglich noch fast 30 Leute – teils völlig Radsport unerfahrene – eine große Klappe, so blieben nach viel Training und diversen RTF letztendlich nur vierzehn unverzagte Clowns übrig, die den Weg nach Schweden einschlugen. Nach zwei mehr oder weniger verheilten Schlüsselbeinbrüchen war ich einer davon.

Im Nieselregen fuhren wir im Wohnmobilconvoy am Donnerstag in Hamburg los, um über die Vogelfluglinie nach Schweden zu gelangen. Mehr oder weniger ungeblitzt  erreichten wir abends Motalla und unseren Campingplatz. Wir hatten zu viert die Mutter aller Wohnmobile gemietet, mit Fahrradgarage, Duschpalast und monströsem Komfort. Was sich bei dem anhaltenden Regenwetter, das erst auf den letzten Kilometern des Rennens aufhören sollte, als sehr kommod herausstellte.

 

Wir hatten uns entschlossen, nicht in die Nacht hinein zu starten, sondern rollten morgens um 5.45 mehr oder weniger ausgeschlafen an den Start. Was sich als durchaus richtig herausstellte. Hatte es doch die ganze Nacht durch mega geschüttet und die Temperatur war nur knapp über Null gewesen.  So konnten wir im Hellen starten und gelangten durch leichten Nieselregen und teils extrem dichte Nebelbänke zum ersten größeren Halt in Jönköping.

Nachdem die mit Kardamom gewürztem Milchbrötchen unterwegs schon sehr eigentümlich waren (erst ein Schock mit Weihnachtsgeschmack, dann Suchtfaktor 1 – zumindest bei mir), gab es hier nicht nur Blaubeersuppa ohne Ende sondern auch Kartoffelpü mit Ketchup, lustige Würstchen und einen ominösen Brei, der mich sofort gen Dixi laufen lies. Aber allen schmeckte es, und es war sehr kommunikativ.

 

Während meine Gruppe sich für längere Halts entschied, wollte ich lieber kürzere Stopps und dafür ein paar Kurbelumdrehungen weniger haben und fuhr ab Jönköpping allein weiter. Wobei allein heißt, ich fuhr weiter in Gruppen – nur immer mit anderen. Das war toll, ich lernte viele nette Leute kennen, denn man ist auf dieser Strecke nie wirklich allein. Kam hinter Australiern in Geschwindigkeitsrausch, plauschte mit drei meganetten Wedelern, Berlinern, Schweizern und so weiter.

 

Der Abschnitt von Jönköping bis Karlsborg (100 km) zieht sich mächtig. Ist aber durch die Lasagne, die zwischendurch in Hjo serviert wird, absolut machbar. Mein Magen lechzte nur noch nach Blaubeersuppa und Kardamombrötchen!

Am vorletzten Halt in der alten Garnisonstadt Karlsborg fingen dann schon die ersten an mit aufhören. LKWs wurden mit Rädern beladen. Wobei man sagen muß, ein Großteil der Teilnehmer fährt auf Rädern, die wir höchsten für die Fahrt zur S-Bahn nehmen würden. Dabei haben die Leute dann auch Gepäck für Monate dabei, fahren in Gummistielfeln oder in Regenmänteln. Hut ab vor diesen tapferen Gesellinnen und Gesellen. Und besonders auch vor den Methusalixen, den sogenannten Pionieren, die schon seit 40 Jahren bei der Vättern dabei sind und mit ihren 80 Jahren immer noch zeitig ins Ziel kommen! Respekt!

 

Von Karlsborg aus geht es dann um die Nordspitze des Sees zum letzten Halt nach Medevi. Rauf, runter, rauf, runter, nicht vergleichbar mit den Bergen, aber für einen älteren Herren mit Übergewicht sowie 200 Kilometern in den Beinen und geschätzten hundert Pfund Kardamom-Brötchen im Bauch auch nicht eben einfach. Aber da das Wetter immer besser wurde und das Ziel so nach schien, unsere Gruppe wieder zusammengefunden hatte und wir auf einmal merkten, dass die Strecke in einer von uns nie geglaubten Zeit zu schaffen ist, wuchsen noch einmal Flügel.

Ich klinkte mich dann kurz vorm Ziel noch einmal aus der Gruppe aus, ließ sie fahren und genoß die letzten Meter. Sollte das wirklich so schnell vorbei sein? Ein tolles Erlebnis, mit tollen Bekanntschaften und einer Gruppe, die über ein Jahr zusammengehalten hat und sich gegenseitig zu einer wie ich finde klasse Leistung motiviert hat!

Vielen Dank noch mal an die ganze Clown-Sails-Truppe und an Frank Schönfeldt ohne dessen Initialzündung das Ganze nicht passiert wäre!

Autor: Frank-Martin Uhlemann